Dass Sinkel katholischer Herkunft war, geht nicht aus dem Grabstein hervor. Workum hatte außerdem nur einen jüdischen Friedhof, daher wurde er auf dem allgemeinen Kirchhof beigesetzt. Das Grabmal muss im 19. Jahrhundert aufgrund seiner Größe großes Aufsehen erregt haben. Damals stand es wahrscheinlich noch ziemlich allein.
Die Rolle der Deutschen unter den Unternehmern in Leeuwarden war im 19. Jahrhundert bemerkenswert. Gründer der großen Konfektionsbetriebe waren deutsche „Lapkepoepen“ oder „Feintuchspoepen“, wie sie im Volksmund genannt wurden. Im Jahr 1826 (1829? [MM]) eröffneten Hermann und Joseph Sinkel, aus Deutschland stammend, ihr Manufakturgeschäft an der Nieuwstad in Leeuwarden. Sie waren die Ersten, die Kleidung zu festen Preisen und ab Lager gegen Barzahlung verkauften. Es blieb nicht nur bei Kleidung, auch andere Waren gehörten bald zum Sortiment. Das Geschäft von Sinkel präsentierte die Waren in einem Schaufenster, was damals unüblich war. Nach einer großen Erweiterung im Jahr 1845 führten sie das Geschäft als Magazin weiter: das erste Kaufhaus von Leeuwarden. Dieses Konzept war nach 1870 so erfolgreich, dass andere es übernahmen.
Wer kennt nicht das bekannte (Straßen-)Verslein:
In de winkel van Sinkel
is alles te koop,
potten en pannen,
mosterd en stroop,
hoeden en petten,
Ook damescorsetten……….
Einer der Sinkels, nämlich Joseph Maurits Anton Sinkel, erlebte den Erfolg dieser Formel nicht mehr. Er kam auf tragische Weise während einer Reise nach Amsterdam ums Leben. Wir lesen es auf seinem Grabmal, das sich an der Südseite der spätgotischen Grote oder St. Gertrudiskerk in Workum befindet:
‘Joseph Maurits Anton Sinkel
geboren 23. September 1798
zu Cloppenburg Herzogtum Oldenburg
verheiratet am 27. Oktober 1832
mit Dorothea Schenkberg
auf seiner Reise von Leeuwarden, seinem Wohnort,
nach Amsterdam, am Abend des 28. Dezember
darauffolgend unglücklich
über Bord gefallen und ertrunken
Sein Leichnam wurde am 27. Mai 1833
an dieser Küste gefunden
und an diesem Ort beigesetzt
Trauerst du über das Unglück, das deinem Freund widerfuhr,
dann widme seiner teuren Seele dein inniges Gebet
Dass er in Frieden ruhe’
Das Grabmal von Sinkel fällt durch seine Größe und Form auf. Im Englischen würde man so etwas eine „boxtomb“ nennen. Es handelt sich tatsächlich um eine große Kiste aus belgischem Hartstein, die auf das Grab gestellt und mit einer schweren Grabplatte abgedeckt wurde. Dadurch liegt der lesbare Teil des Monuments mehr als einen Meter über dem Boden. Die Inschrift nimmt den größten Teil der Platte ein und ist leicht vertieft, sodass der Steinmetz erhabene Buchstaben anfertigen konnte. Unter dem Text befindet sich eine geschwärzte Fläche mit einer zentralen, linsenförmigen Kartusche. Darin ist ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen dargestellt – ein deutlicher Hinweis auf den Tod. Dass Sinkel katholischer Herkunft war, ist auf dem Stein nicht zu erkennen. Da es in Workum nur einen jüdischen Friedhof gab, wurde er auf dem allgemeinen Kirchhof beerdigt.
Im 19. Jahrhundert sorgte das Grabmal wegen seiner Größe sicherlich für Aufsehen. Damals stand es vermutlich noch ziemlich allein. Erst Ende des 19. und im 20. Jahrhundert wurden die umliegenden Grabmale hinzugefügt. Obwohl es sich um ein robustes und solides Monument handelt, geht auch hier der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbei. Der schwere Aufbau aus Hartstein steht auf einem Fundament aus Ziegelsteinen. Dieses Fundament wurde durch Absackungen, verursacht durch Grabungen in der Umgebung, geschwächt, sodass der Aufbau nun zu verrutschen droht. Es wäre schade, wenn sich in einigen Jahren herausstellen würde, dass das Monument nicht mehr restauriert werden kann, denn es erinnert uns an die „Winkel van Sinkel“ und an das Wachstum der niederländischen Kaufhäuser, deren Grundlage deutsche Familien legten.
Tourismusbüro Workum (Museum Warkums Erfskip)
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